Die Sehnsucht nach Vernunft
Alle reden von künstlicher Intelligenz.
Sie soll unsere Welt verändern.
Und wird es sicherlich tun.
Was wir aber tatsächlich brauchen,
ist nicht Intelligenz.
Sondern Vernunft.
Das dämmert immer mehr.
Nur – was verbirgt sich dahinter?
Vernunft ist geistiges Vermögen.
Rationales Verhalten.
Sinnvolles Tun.
Der Mensch ist für die Vernunft eigentlich gar nicht gemacht.
Wir handeln irrational.
Wollen lieber träumen, fantasieren, spekulieren.
Warum also eine Sehnsucht nach Vernunft?
Weil die Zeit der Übertreibung vorbei ist.
Und genau das sind Träume, Fantasien und Spekulationen.
Sie überhöhen das, was wir kennen.
Und jahrzehntelang konnte die Wirtschaft damit gutes Geld verdienen.
Mit Superlativen.
Und Idealisierungen.
Doch die Übertreibung macht alles kaputt.
Die Wirtschaft.
Den Planeten.
Und uns Menschen.
Wie aber kommen wir von der Übertreibung weg?
Hin zur Vernunft?
Übertreibung ist alles immer dann, wenn es kein Genuss mehr ist.
Wenn wir uns damit nicht wohlfühlen.
Wie jetzt, wo uns die Superlative und Idealisierungen in einen
Optimierungswahn getrieben haben.
Das wurde als Fortschritt angesehen.
Doch Fortschritt ist das nicht.
Fortschritt ist, wenn etwas besser wird.
Unser Fortschritt steht indes für Vergrößerung und Vermehrung.
Deshalb Übertreibung.
Sie ist ein psychologischer Trick, um diesem Ziel hinterherzulaufen.
Vergrößerung und Vermehrung auf der einen Seite führt immer zu
Verkleinerung und Reduzierung auf der anderen.
Diesen Effekt erleben wir jetzt hautnah.
Was also wäre vernünftig?
Vernünftig wäre, uns zuerst von allen Übertreibungen, Idealisierungen
und Spekulationen zu befreien.
Und den daraus entstandenen Erwartungen, Hoffnungen, Träume.
Und Zielen.
Wird es dadurch besser?
Zuerst nicht.
Weil wir glauben, etwas zu verlieren.
Das tun wir auch.
Aber nur unsere Illusionen.
Das ist kein Verlust.
Im Gegenteil: Das befreit uns.
Lässt uns klar sehen.
Dann fangen wir an, das Elementare zu erkennen.
Frei von irgendwelchen auferlegten Zwängen.
Wenn wir die Übertreibungen, Träume und Illusionen loslassen,
ja freigeben, dann haben wir die Energie, die wir darauf verwendet
haben, plötzlich zur Verfügung.
Wir können sie zur Konzentration nutzen.
Nicht auf das Wichtige.
Oder Wesentliche.
Oder den Moment.
Wie uns geraten wird.
Damit erzeugen wir nur neue Illusionen.
Und Zwänge.
Schließlich gibt es diese Unterscheidungen nicht.
Sie sind willkürlich.
Alles im leben ist gleichgültig.
Gleichwertig.
Nein, wir konzentrieren uns auf die Intuition.
Sie ist eine Urkraft.
Dazu müssen wir nicht meditieren.
Oder irgendwo hinfahren.
Die Inspiration liegt immer in uns selbst.
Nicht woanders.
Und den Zugang zu uns selbst finden wir schnell,
wenn wir ihn nicht mit Gedanken oder Druck verbauen.
Deine Intuition wird dir den Weg weisen.
Wird dir deine Verantwortung zeigen.
Damit wirst zu dem, was du bist.
Ein Mensch.
Ein vernünftiger.
Euer OWS
