Weshalb das Leben Verschwendung ist
In unserer modernen Sichtweise arbeitet
die Natur wie eine optimale Maschine: Effizient.
Effizienz bedeutet wirtschaftlich,
also die (Aus-)Nutzung aller Ressourcen.
Damit beschreiben wir allerdings nicht die
Arbeitsweise der Natur, sondern begründen
so unseren Raubbau an der Welt.
Denn die Natur verschwendet.
Allerdings in einem ganz anderen Sinne.
Für die Natur sind Ressourcen
nicht Mittel zum Zweck.
In der Natur bedeutet das schier
unerschöpfliche Potenzial eines – Fülle.
Die Natur arbeitet mit Überfluss.
Sie ist die Urheberin des Exponentialwachstums.
Alles ist zuhauf vorhanden – und das in
einer schier unerschöpflichen Vielfalt.
Selbst in kargen Gegenden produziert die Natur
genügend Rohstoffe für ein reichhaltiges Leben.
Warum aber verschwendet die Natur ihre Ressourcen?
Weil das Leben endlich ist.
Die Natur verschwendet Leben durch Tod.
Über 98 % aller jemals auf der Erde existierenden Lebewesen
sind mittlerweile ausgestorben.
Lebewesen opfern sich dem Leben, geben sich hin, das ist
der Preis. Und ihre Bestimmung.
Denn die Natur verschwendet und opfert Leben,
um neues zu schaffen.
Deshalb verschwendet die Natur Leben,
vergeudet es aber nicht.
Anders als der Mensch.
Bei uns bedeutet Verschwenden gleich Vergeuden.
Wir verschwenden effizient.
Nutzen alles aus.
Restlos.
Rastlos.
Die Welt hat Freude am Leben.
Verschwendung bedeutet hier: Das Genießen der Fülle.
Deshalb sollten auch wir unser Leben verschwenden!
Das Genießen der Fülle, also die Verschwendung des Lebens,
bewahrt uns davor, das Leben zu vergeuden.
Heißt im Umkehrschluss:
Nur, wenn wir versuchen, nichts zu verschwenden,
vergeuden wir alles.
Denn unsere ganze Kraft ist auf effizientes Ausnutzen
und Bewahren gerichtet.
Das verhindert Genuss und Entfaltung.
Mit effizientem Ausnutzen und Bewahren reduzieren wir Fülle.
Doch:
Nur aus der Verschwendung kann neue Fülle entstehen.
Wie lernen wir, richtig zu verschwenden?
Das ist ganz einfach:
Genießen wir einfach alles.
Ohne Einschränkung.
Ohne ausnutzen und bewahren zu wollen.
Und ohne Übertreibung.
Wer vermehren will, muss genießen.
Das, was da ist.
Nicht das, was da sein könnte.
Fülle entsteht aus sich selbst.
Und nährt sich aus dem Genuss.
Die Natur handelt also nicht effizient, sondern intensiv.
Effizienz bedeutet – wie zuvor geschrieben – „ein „Herausholen“.
Intensität hingegen steht für „Hineingeben“.
Hineingeben heißt, sich selbst auflösen für etwas Größeres.
Ganz wie die Natur.
Sie opfert sich für das Gesamte.
Herausholen, ausnutzen oder effizient handeln,
führt nicht zu vollkommenem Genuss.
Das Genießen ohne ein Ausreizen des Vorhandenen
indes schon.
Euer OWS